41 Will­kom­mens­kul­tur

ein beitrag von

  • Philipp Schäfer

Die Rede von der ‚Willkommenskultur‘ ist so geläufig wie problematisch, da ihr migrationspolitische Setzungen zugrunde liegen, welche Zuwanderung willkommen und welche nicht willkommen ist. Zuletzt diente ‚Willkommenskultur‘ in öffentlich-medialen Debatten, aber auch in der Migrationsforschung dazu, den vielfältigen und meist spontanen ehrenamtlichen Einsatz für Geflüchtete im Laufe des Jahres 2015 begrifflich zu fassen, ohne den Begriff weiter zu historisieren. Doch die Forderung nach einer ‚Willkommenskultur‘ tauchte schon Mitte der 2000er Jahre in Debatten rund um den Umgang mit in Berlin lebenden Zugewanderten auf und erlebte Anfang der 2010er Jahre im Rahmen bundespolitischer Auseinandersetzungen um den prognostizierten ‚Fachkräftemangel‘ ihren Durchbruch. Im Namen einer neuen ‚Willkommenskultur‘ wurde in erster Linie ein Paradigmenwechsel in der rechtlich-bürokratischen Praxis eingefordert: Weil sie als ‚Fachkräfte‘ gebraucht wurden, sollte der Aufenthalt für bestimmte ausländische Arbeitnehmer:innen attraktiver gestaltet und administrative Hürden daher abgebaut werden. Der vorliegende Beitrag spürt der kurzen Begriffsgeschichte der ‚Willkommenskultur‘ nach, beleuchtet die verschiedenen Bedeutungszusammenhänge und Sinnschichten und eröffnet kritische Perspektiven. Denn der Begriff verschleiert Kontinuitäten des gesellschaftlichen, politischen wie rechtlichen Ausschlusses von Migrant:innen in Deutschland und trägt dazu bei, eine folgenreiche Unterscheidung in erwünschte und unerwünschte Migration zu festigen.

Die Rede von der ‚Will­kom­mens­kul­tur‘ im poli­ti­schen Diskurs um den ‚Fach­kräf­teman­gel‘

Der Begriff der ‚Willkommenskultur‘ hat eine kurze, aber bewegte Geschichte, im Laufe derer er verschiedene Bedeutungsverschiebungen erfahren hat und ihm verschiedene komplementäre wie auch gegensätzliche Begriffe an die Seite gestellt wurden. Einzug in politische Debatten hielt die ‚Willkommenskultur‘ erstmals Mitte der 2000er Jahre. Mitglieder der rot-roten Berliner Stadtregierung unter Klaus Wowereit (SPD) plädierten für einen Kurswechsel im Umgang mit den zahlreichen in der Stadt lebenden, aber nur geduldeten palästinensischen und bosnischen Geflüchteten (Croitoru 2020). 2005, im Jahr des Inkrafttretens des neuen Bundeszuwanderungsgesetzes, gab der damalige Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration, Günter Piening, ein 80-seitiges Infopaket für Neuzugewanderte heraus, das einer „neuen Willkommenskultur“ Ausdruck verleihen sollte. 1 In der Folge etablierte sich der Begriff in migrations- und integrationspolitischen Debatten auch über die Stadtgrenzen Berlins hinaus. Dabei war er immer auch Kritik ausgesetzt, die häufig mit der Warnung vor einer drohenden ‚Überfremdung‘ Deutschlands und vor der Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme verknüpft wurde.2

Ihren Durchbruch erlebte die ‚Willkommenskultur‘ Anfang der 2010er Jahre im Rahmen öffentlicher Auseinandersetzungen um den prognostizierten ‚Fachkräftemangel‘. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Alterung der deutschen Bevölkerung diagnostizierte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen zunehmenden Bedarf an qualifiziertem Personal insbesondere in Ingenieurs-, aber auch in Pflegeberufen und im Handwerk (Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2011; Carrel 2013). Zur maßgeblichen Verbreitung des Begriffs der ‚Willkommenskultur‘ trug dabei laut Burak Çopur und Birte Steller vor allem die Hochrangige Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung bei (Çopur/Steller 2013: 58). Dieses von der Stiftung Mercator, der Freudenberg Stiftung, der Körber-Stiftung und der Vodafone Stiftung Deutschland im Frühjahr 2011 ins Leben gerufene Expert:innengremium unter der Leitung von Peter Struck (SPD) und Armin Laschet (CDU) war federführend bei der Entwicklung von Maßnahmen gegen den ‚Fachkräftemangel‘. Bereits wenige Monate nach seiner Gründung legte das Gremium, dem neben Politiker:innen aus allen Bundestagsfraktionen außer der Linken auch Vertreter:innen des Bundesverbands der Deutschen Industrie sowie der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie angehörten und das vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration wissenschaftlich beraten wurde, einen Aktionsplan vor. Die darin formulierten Maßnahmen sollten helfen, „die Situation am deutschen Arbeitsmarkt dauerhaft zu verbessern und die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft nachhaltig zu sichern“ (Hochrangige Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung 2011: 9).

Neben Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungs- und Erwerbschancen für die bereits im Land ansässige Bevölkerung empfahl das Gremium eine „umsichtig gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland“, um „den Bedarf an erwerbsfähigen Menschen zu decken“ (ebd.). Das dafür vorgelegte Maßnahmenpaket sah einerseits vor, mit Unterstützung der deutschen Auslandsvertretungen, der Auslandshandelskammern, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Goethe-Instituts und der politischen Stiftungen im europäischen Ausland um qualifiziertes Personal zu werben. Andererseits empfahlen die Autor:innen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Zuzug von Arbeitnehmer:innen aus Nicht-EU-Staaten „an Engpässen auf dem Arbeitsmarkt orientiert“ zu erleichtern (ebd.: 13). Dazu zählten die vereinfachte Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen und Berufsqualifikationen, das Herabsetzen des für die Erlangung einer Niederlassungserlaubnis notwendigen Jahresmindesteinkommens und der Abbau bürokratischer Hürden.

Aufbauend auf diesen umfassenden Reformbemühungen propagierte der Abschlussbericht der Hochrangigen Konsensgruppe einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel: Weg vom „Anwerbestopp“ und hin zu einer „Einladungs- und Willkommenskultur“, die es ermöglichen sollte, „jene Zuwanderer für unser Land zu interessieren, die wir uns erhoffen und die wir benötigen“ (ebd.: 17). Damit rückte das Gremium den Begriff der ‚Willkommenskultur‘ programmatisch in die Nähe der ‚Gastarbeiterabkommen‘, mit denen in Deutschland ab 1955 über knapp zwei Jahrzehnte der Bedarf an Arbeitskräften gedeckt werden sollte.

Von der ‚Will­kom­mens- und Aner­ken­nungs­kul­tur‘

Auch im Folgenden setzten sich unter dem Stichwort der ‚Willkommenskultur‘ zahlreiche arbeitsmarkt- sowie integrationspolitische Akteur:innen für einen reformierten Umgang mit Zuwanderung in Deutschland ein. So sprachen sich im Jahr 2012 die Bundesagentur für Arbeit und die Integrationsbeauftragte des Bundes Mara Böhmer gemeinsam für eine eindeutige „Willkommensbotschaft und Akzeptanzkultur“ aus. Ein vom Bundesbeirat für Integration vorgelegter Katalog definierte dabei „drei Etappen einer gelebten Willkommenskultur: Vorintegration im Herkunftsland, Erstintegration bei Ankunft und Etablierung in Deutschland“.3 Die vereinfachte, lineare Vorstellung eines durch drei Phasen gekennzeichneten Zuwanderungsprozesses griff auch der Abschlussbericht des vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) initiierten sogenannten Runden Tischs Aufnahmegesellschaft auf. Analog zu diesem Verständnis temporaler Integrationsverläufe nannte der Bericht verschiedene Phasen staatlicher Eingriffe in ebendiese Prozesse, in denen „Willkommen und Anerkennung signalisiert, umgesetzt und etabliert werden müssen“ (BAMF 2013: 4). Wieder kam die Idee einer ‚Willkommenskultur‘ nicht ohne staatliche Steuerungs- und Kontrollansprüche aus. Zuwanderung, so der Bericht, sei für Deutschland eine Chance, die es aber politisch zu gestalten gelte, um die Attraktivität Deutschlands als Lebens- und Arbeitsstandort langfristig zu sichern (ebd.: 3).

Trotz der angedeuteten gesellschaftlichen Dimension blieb der Begriff der ‚Willkommenskultur‘ somit meist auf den behördlichen und rechtlichen Kontext begrenzt. Die mit der dort angestrebten Kulturveränderung verbundenen Programme und Maßnahmen sollten „vor allem die Außenwirkung, die Attraktivität Deutschlands für Zuwandernde, steigern, indem Beratungs- und Informationsstrukturen sowie administrative Prozesse optimiert und umgestaltet werden“ (ebd.). Dazu gehörte es auch, Ausländerbehörden in einem zweijährigen Modellprojekt zu ‚Willkommensbehörden‘ umzugestalten. Der Begriff zielte damit auf die Schaffung von „Willkommensstrukturen“ (Çopur/Steller 2013), also administrativer Rahmenbedingungen in einer frühen Phase der Zuwanderung.4 Diesen Kontext überspannen sollte hingegen der neu eingeführte Begriff der ‚Anerkennungskultur‘. Dieser hatte stärker gesellschaftliche Praktiken und Einstellungen gegenüber Zuwanderung und Vielfalt im Blick – und war daher auch schwieriger zu operationalisieren. ‚Anerkennungskultur‘ sollte als „handlungsleitendes Prinzip“ die „Anerkennung und damit die Integration aller in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund durch die Aufnahmegesellschaft fördern“ (BAMF 2013: 20).

Die bisher diskutierten Verwendungsweisen und -kontexte des Begriffs der ‚Willkommenskultur‘ und der ihm zur Seite gestellten Begriffe sind in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich: Wenngleich die Forderung nach einer ‚Willkommenskultur‘ in deutschen Amtsstuben der Erkenntnis, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, auch begrifflich den Weg wies und einen allgemeinen Paradigmenwechsel ankündigte, kam der Begriff nicht ohne den der „strategischen Zuwanderungssteuerung“ aus (Hochrangige Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung 2011: 4). Aus dieser Steuerungslogik heraus waren eben insbesondere ‚qualifizierte Fachkräfte‘ im Land willkommen und Adressat:innen der umfangreichen Reformmaßnahmen. Um für ausländische Arbeitnehmer:innen attraktiv zu werden, sollten die Bedingungen, die deren Aufenthalt in Deutschland bis dahin erschwerten, gelockert werden – während zur gleichen Zeit andere migrantische Gruppen, darunter vor allem Geflüchtete mit unsicherem Status, von zahlreichen rechtlichen und gesellschaftlichen Ausschlüssen betroffen waren.5

So verstanden war ‚Willkommenskultur‘ ein pragmatisches Instrument des Bevölkerungsmanagements, und integrations- sowie migrationspolitische Entscheidungen wurden von arbeitsmarktpolitischen Nützlichkeitserwägungen bestimmt. Die Frage, wie eine ‚Willkommenskultur‘ – alternativ auch eine ‚Anerkennungskultur‘ – gesellschaftlich verankert werden könnte, blieb jedoch umstritten und der Begriff selbst, dessen Verwendungsweisen sich im Amtskontext zudem veränderten, dementsprechend vermittlungsbedürftig. Im Zusammenhang mit dem Zuzug zahlreicher Geflüchteter nach Deutschland ab 2014 und einer zunehmenden Diskursverschiebung, im Zuge derer Migration wieder stärker problematisiert und als Krise gerahmt wurde, attestiert Hannah Greimel der ‚Willkommenskultur‘ einen grundsätzlichen Wandel. Demnach bezeichnete der Begriff nun statt Konzepten der migrationspolitischen wie behördlichen Kulturveränderung zunehmend ein Instrument zur Krisenbewältigung (Greimel 2016).

Vom Anfang und Ende der ‚Will­kom­mens­kul­tur‘ im Sommer der Migra­tion

Parallel zu den Bemühungen, unter dem Stichwort der ‚Willkommenskultur‘ einen Paradigmenwechsel im administrativen Umgang mit Zuwanderung anzutreiben, loteten Organisationen wie die Bertelsmann-Stiftung auch unter der Mitwirkung von Migrationsforscher:innen Anfang der 2010er Jahre die soziale Dimension und Tragfähigkeit des Begriffs aus. „Die Normalität von Einwanderung und Vielfalt“, so einer der Autor:innen des 2012 veröffentlichten Reports Deutschland, öffne Dich!, „ist allenfalls in den Köpfen, aber noch zu selten in den Herzen vieler Menschen hierzulande angekommen“ (Dräger 2012: 9). Aus dieser Perspektive drehte der Ruf nach einer ‚Willkommenskultur‘ das Integrationsspiel um, da nun nicht mehr bloß ein rechtliches Entgegenkommen gegenüber (potenziellen) Migrant:innen gemeint war – dies beinhaltete auch die Gleichstellung von Zugewanderten als soziale wie wirtschaftliche Funktionsträger:innen –, sondern auch die gesellschaftliche Wertschätzung von Vielfalt: ‚Willkommenskultur‘ als Herzensangelegenheit (ebd.: 10f.). Vor dem Hintergrund der weniger stark um arbeitsmarkt- und integrationspolitische Fragen kreisenden Debatten, welche die vermehrte Ankunft von Geflüchteten in Deutschland begleiteten, gewannen spätestens ab dem Jahr 2014 Willkommensrhetoriken deutlich an Popularität.

Diese dem amtlichen Kontext weitgehend enthobene Begriffsdimension, die auf moralische Einstellungen und Haltungen gegenüber Migration abzielte, löste wiederholt auch starke ‚anti-humanitäre‘ Kritik aus (Schäfer 2022: 201–217). Gegner:innen dieser neuen ‚Willkommenskultur‘ warfen den Befürworter:innen Naivität vor und propagierten Vorstellungen einer homogenen, durch ‚Überfremdung‘ bedrohten deutschen Gesellschaft. Der Aufstieg der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) im Jahr 2013 und die massenwirksamen Straßenproteste der Bewegung Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) verliehen dieser ‚Anti-Willkommenskultur‘, die für die „Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur“ eintrat,6 eine Stimme. Der verbalen folgte die physische Gewalt auf dem Fuß.7

Gleichzeitig übernahmen nun auch verstärkt soziale Bewegungen und Hilfsorganisationen die Forderung nach einer ‚Willkommenskultur‘. Beispielsweise sprachen sich in der von Pro Asyl und der Amadeu Antonio Stiftung herausgegebenen Broschüre Refugees Welcome: Gemeinsam Willkommenskultur gestalten verschiedene Autor:innen deutlich gegen gesellschaftliche Härten und Gewalt gegen Schutzsuchende aus. Ihr Plädoyer für eine zivilgesellschaftlich getragene, die Kommunen aber in die Pflicht nehmende ‚Willkommenskultur‘ baute darauf auf, dass Bürger:innen vielerorts schon wussten, „was eine Willkommenskultur ausmachen und wie das gemeinsame Leben mit Flüchtlingen gestaltet werden kann“ (Kahane 2014: 12).

Bezogen sich solche Broschüren und Handreichungen im Jahr 2014 noch auf ein latentes gesellschaftliches Wissen um antirassistische Willkommenspraktiken, waren Willkommensrhetoriken im „langen Sommer der Migration“ (Hess et al. 2016) 2015 schließlich in aller Munde. Diese verliehen einer kollektiven moralischen Gefühlslage Ausdruck (Schäfer 2022: 161), in der es sogar der Zeitung BILD, die wenige Wochen zuvor noch vor einer „Asyl-Lawine“ gewarnt hatte,8 möglich war, ohne laute Gegenrede die Kampagne „Wir helfen #refugeeswelcome“ zu starten. Mit der Aktion, die „ein Zeichen setzen, Solidarität zeigen“ sollte9 und die von zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens unterstützt wurde, dockte das Boulevardblatt an die allgemeine Hilfsbereitschaft gegenüber Geflüchteten an, die inzwischen weitgehend widerspruchsfrei auf den Begriff der ‚Willkommenskultur‘ gebracht wurde.

Dieser hatte seinen ursprünglichen Verwendungskontext nun verlassen und bezeichnete in der öffentlich-medialen Rede fortan den vielfältigen und meist spontanen ehrenamtlichen Einsatz für Geflüchtete in Deutschland. Darüber hinaus wurde die ‚Willkommenskultur‘ zu einer Art „Leitbegriff politischer Debatten um Migration und Asyl“ (Huke 2022: 299) und zu einem Markenzeichen, das pro-migrantische Einstellungen und Verhaltensweisen in der deutschen Bevölkerung kennzeichnete, das aber auch dazu diente, den Umgang Deutschlands mit den in großer Zahl im Land ankommenden Geflüchteten vom überwiegend restriktiveren Umgang in anderen europäischen Staaten zu unterscheiden.10 „Da ist sie, die neue deutsche Frage: Willkommenskultur, wie das?“ (Gutsch 2015: 63), fragte Der Spiegel in seiner Ausgabe vom 29. August 2015, betitelt „Helles Deutschland, dunkles Deutschland“. Fortan taugte der Begriff ‚Willkommenskultur‘ zur kollektiven Selbstbeschreibung einer Nation, die durch den Willen geeint schien, Geflüchtete aktiv und mit offenen Armen aufzunehmen. In dieser Situation konnten sich auch solche kritischen Stimmen nicht durchsetzen, die Alternativbegriffe wie ‚Solidarität‘ stark machten, um auf die entpolitisierenden und paternalistischen Effekte der ‚Willkommenskultur‘ für die Unterstützungsarbeit für Geflüchtete aufmerksam zu machen (Omwenyeke 2016) – nicht zuletzt, weil die Rede von der ‚solidarischen Willkommenskultur‘, wie gesehen, inzwischen die Boulevardmedien erreicht hatte.

Auch die an Bewegungen und Einstellungen interessierte Migrationsforschung schloss sich in der Folge dem Zeitgeist an und übernahm den Begriff (Daphi 2016; Hamann/Karakayali 2016; Fleischmann/Steinhilper 2017) – wobei etwa durch Anführungszeichen auch skeptische Distanz signalisiert wurde. Sowohl in medialen Darstellungen als auch in wissenschaftlichen Debattenbeiträgen blieben Analysen der ‚Willkommenskultur‘ weitgehend auf die verschiedenen Praktiken der ‚Flüchtlingshilfe‘ im langen Sommer der Migration sowie in dessen Nachgang beschränkt. Untersuchungen fokussierten dabei vor allem Fragen der demokratischen Resilienz und des gesellschaftlichen Zusammenhalts (Huke 2022: 302f.), ohne den Begriff dabei auf seine im Wandel befindlichen und umstrittenen Bedeutungsebenen hin zu untersuchen.11 Durch mehr oder weniger ungelenke Versuche der Übersetzung – als „welcome culture“ (Fleischmann/Steinhilper 2017) oder als „practices of welcome“ (Gill 2018) – oder aber durch die Übernahme des deutschen Begriffs in englischsprachigen Publikationen (Hamann/Karakayali 2016), trugen diese Arbeiten nicht nur zur internationalen Begriffsverbreitung bei, sondern festigten auch die Ansicht, dass das mit dem Begriff umschriebene Phänomen eine deutsche Angelegenheit sei – jedoch eines mit kurzer Haltbarkeitsdauer.

Denn so schnell die ‚Willkommenskultur‘ mit dem langen Sommer der Migration (scheinbar) gekommen war, so schnell ging sie (scheinbar) auch wieder. Insbesondere von rechts blieb der Begriff Anfeindungen ausgesetzt. In einem Analysepapier zur Asylkrise wandte sich beispielsweise der ehemalige AfD-Vorsitzende Bernd Lucke „entschieden gegen den Begriff einer ‚Willkommenskultur‘“, den er als einen „Ausdruck naiven und illusionären Denkens“ bezeichnete (Lucke 2015). Die zahlreichen Fälle sexualisierter Gewalt in der Kölner Silvesternacht 2015, die medial vor allem Geflüchteten angelastet wurden, stellten schließlich einen diskursiven Wendepunkt dar, nach dem Fragen der Zuwanderung (wieder) stärker unter Aspekten der Bedrohung diskutiert wurden. Mit diesem Wendepunkt verbinden verschiedene Autor:innen auch das Ende der ‚deutschen Willkommenskultur‘ (Wigger et al. 2021).

Lenkten die ‚Willkommenskultur‘-Debatten die Aufmerksamkeit bis dato auf hiesige Formen des Umgangs mit Zuwanderung, rückte nun wieder die Kultur ‚der Anderen‘ bzw. die ihnen unterstellte kulturelle Inkompatibilität ins Zentrum der Diskussionen. Vor dem Hintergrund zahlreicher Asylrechtsverschärfungen in den Jahren 2016 und 2017 sahen einige Kommentator:innen gar die ‚Willkommens-‘ durch eine neue deutsche „Abschiebekultur“ ersetzt.12 Auch das mit dem Begriff umschriebene Phänomen wandelte sich: Einige Engagierte, die erst im Sommer 2015 damit begonnen hatten, sich auf vielfältige Weise für die Belange Geflüchteter einzusetzen (Karakayali/Kleist 2016: 3), stellten ihr Engagement wieder ganz ein, andere politisierten sich und wurden beispielsweise in Seenotrettungsinitiativen aktiv (Fleischmann 2020; Schwiertz/Schwenken 2021). Die Hilfsstrukturen, die nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 vielerorts in Deutschland umgehend griffen, weisen zudem darauf hin, dass zahlreiche Engagementverläufe sogar – ohne große öffentliche Aufmerksamkeit – stabil blieben. Doch auch wenn die heutigen Bilder denen aus dem Spätsommer 2015 gleichen und wieder zahlreiche (nun vor allem ukrainische) Schutzsuchende an den Bahnhöfen Deutschlands ankommen und dort von Hilfsbereiten empfangen werden, ist die ‚Willkommenskultur‘ als Begriff aus der Mode geraten und in weniger umstrittene gesellschaftliche Bereiche gewandert. Von einer ‚Willkommenskultur‘ ist da höchstens noch in Kindergärten, Schulen oder – Stichwort ‚Onboarding‘ – Unternehmen die Rede.

Will­kom­mens­kul­tur – aber für wen und wie lange?

Der Beitrag hat gezeigt, dass der Begriff der ‚Willkommenskultur‘ eine kurze, aber bewegte Geschichte hat, in deren Verlauf ihm unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben wurden. Diente der Begriff Anfang der 2010er Jahre zur Bezeichnung einer reformierten, staatlich regulierten Anwerbung von Arbeitnehmer:innen aus dem (europäischen) Ausland, veränderte sich seine Bedeutung im Laufe des Jahres 2015: Er bezeichnete nun die gesellschaftlich selbstorganisierte Hilfe für die in großer Zahl in Deutschland ankommenden Geflüchteten. Positiv konnotiert hatte die Rede von der ‚Willkommenskultur‘ stets eine demonstrative, selbstvergewissernde, bisweilen sogar beschwörende Funktion. Kaum etwas bringt dies prägnanter auf den Punkt als Angela Merkels Sommerpressekonferenz vom 31. August 2015, aus der insbesondere ein kurzer Satz in Erinnerung blieb und in die Geschichte einging: „Wir schaffen das!“13 Bankenkrise, Atomausstieg, Naturkatastrophen – die Bundesrepublik habe in ihrer Geschichte schon vieles geschafft und könne nun, getragen vom humanitären Geist des Grundgesetzes und dank der tatkräftigten Hilfe so vieler Menschen im Land, auch diese Herausforderung bewältigen, wenn Bund, Länder und Kommunen koordiniert und flexibel agierten. Ob im Angesicht der Ankunft hunderttausender Geflüchteter in Deutschland oder im Rahmen bundespolitischer Auseinandersetzungen rund um den ‚Fachkräftemangel‘, die Beschwörung einer ‚Willkommenskultur‘ suggerierte bestimmte kollektive Lösungsstrategien für gesellschaftliche Problemlagen, zu denen es praktisch keine Alternativen zu geben schien.

Doch seit seinen Anfängen polarisierte der Begriff auch und war wiederholt berechtigter Kritik ausgesetzt, auch vonseiten der Forschung. Mit Blick auf die Ursprünge des Begriffs hat Klaus J. Bade ‚Willkommenskultur‘ als ein „politisch gewolltes, top down gestiftetes Elitenkonzept“ bezeichnet, das nicht nur nicht die wachsende „Kultur- und Fremdenangst“ im Land vergessen machen könne, sondern auf verschiedenen Ebenen zur Exklusion nicht-willkommener oder von dem Begriff nicht adressierter Personengruppen beitrage (Bade 2015). In der Tat war die frühe Rede von der ‚Willkommenskultur‘ von einer (schleichenden) Ökonomisierung von Fragen der Zu- und Einwanderung durchdrungen. Willkommen und von den umfassenden Reformprogrammen angesprochen waren eben nicht alle (potenziellen) Migrant:innen, sondern vor allem jene qualifizierten Arbeitskräfte, von denen die Bundesrepublik sich volkswirtschaftliche Vorteile versprach (Castro Varela 2015). Mit dem langen Sommer der Migration 2015 änderte sich die Bedeutung des Begriffs dann: Nun waren es nicht länger ökonomische, sondern vor allem humanitäre Gründe, die für eine gesellschaftliche Öffnung des Landes für Zuwanderung sprachen. Doch auch im Rahmen dieses zweiten ‚Willkommenskultur‘-Diskurses blieb der Begriff selbst, mit dem nun die vielfältigen und meist spontanen Praktiken der Hilfe gegenüber im Land ankommenden Geflüchteten beschrieben wurden, ambivalent. Schließlich verschleierte er weiterhin Kontinuitäten des gesellschaftlichen, politischen wie rechtlichen Ausschlusses von Migrant:innen in Deutschland und trug so zur Vertiefung der Unterscheidung von erwünschter und unerwünschter Migration bei. Dies zeigt auch der Blick auf die Sommerpressekonferenz der Bundeskanzlerin vom August 2015. So sehr ihr Ausruf „Wir schaffen das!“ zum bundespolitischen Äquivalent der gesellschaftlich getragenen ‚Willkommenskultur‘ wurde, so sehr dominierten auch in dieser Rede pragmatische Steuerungslogiken – Migration blieb eine Herausforderung, die es zu bewältigen galt. So erstaunt es auch nicht, dass auf den „Sommer des Willkommens“ (Karakayali/Kleist 2016: 3) bald schon ein staatlich orchestrierter Herbst der Repressionen folgte.

Lite­ra­tur

Zum Weiterlesen

Dinkelaker, Samia/Huke, Nikolai/Tietje, Olaf (Hg.) (2021): Nach der „Willkommenskultur“. Geflüchtete zwischen umkämpfter Teilhabe und zivilgesellschaftlicher Solidarität, Bielefeld: transcript.

Fleischmann, Larissa (2020): Contested Solidarity. Practices of Refugee Support between Humanitarian Help and Political Activism, Bielefeld: transcript.

Zitierte Literatur

Bade, Klaus J. (2015): „Zehn Thesen zum ‚Großen Palaver‘ über Willkommenstechnik, Willkommenskultur und teilhabeorientierte Gesellschaftspolitik“, in: migazin.de, 12.3.2015, https://www.migazin.de/2015/03/12/zehn-thesen-grossen-palaver-willkommenstechnik/ vom 11.10.2022.

Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2012): Deutschland, öffne dich! Willkommenskultur und Vielfalt in der Mitte der Gesellschaft verankern, Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.

BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) (2013): Willkommens- und Anerkennungskultur. Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele. Abschlussbericht Runder Tisch „Aufnahmegesellschaft“, Nürnberg, https://docplayer.org/14295296-Willkommens-und-anerkennungskultur-handlungsempfehlungen-und-praxisbeispiele-abschlussbericht-runder-tisch-aufnahmegesellschaft.html vom 11.10.2022.

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2011): Arbeitskräftereport, Berlin, https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a859-arbeitskraeftereport.pdf?__blob=publicationFile&v=1 vom 11.10.2022.

Carrel, Noemi (2013): „Anmerkungen zur Willkommenskultur“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 63 (47), S. 30–33.

Castro Varela, María do Mar (2015): „Willkommenskultur: Migration und Ökonomie. María Virginia González Romero im Gespräch mit María do Mar Castro Varela“, in: Zülfukar Çetin/Savaş Taş (Hg.), Gespräche über Rassismus. Perspektiven & Widerstände, Berlin: Yılmaz-Günay, S. 87–96.

Çopur, Burak/Steller, Birte (2013): „Etablierung von Willkommensstrukturen im Verfahren und in der Organisation der Zuwanderung“, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik 2, S. 58–66.

Croitoru, Joseph (2020): „Geliebt und gehasst. Geschichte der Willkommenskultur in Deutschland“, in: quantara.de, 21.12.2020, https://de.qantara.de/inhalt/geschichte-der-willkommenskultur-in-deutschland-geliebt-und-gehasst?nopaging=1 vom 11.10.2022.

Daphi, Priska (2016): „Zivilgesellschaftliches Engagement für Flüchtlinge und lokale ‚Willkommenskultur‘“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 66 (14/15), S. 35–39.

Dräger, Jörg (2012): „Vielfalt ist Deutschlands Zukunft!“, in: Bertelsmann Stiftung (Hg.), Deutschland, öffne Dich! Willkommenskultur und Vielfalt in der Mitte der Gesellschaft verankern, Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung, S. 9–12.

Fleischmann, Larissa (2020): Contested Solidarity. Practices of Refugee Support between Humanitarian Help and Political Activism, Bielefeld: transcript.

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Gill, Nick (2018): „The Suppression of Welcome“, in: Fennia 196 (1), S. 88–98.

Greimel, Hannah (2016): Willkommenskultur in der Krise – die Umdeutung eines Konzepts der Kulturveränderung zu einem Instrument der Krisenbewältigung, Unveröff. Bachelorarbeit, Universität Leipzig.

Gutsch, Jochen-Martin (2015): „Gebeutelt“, in: Der Spiegel 36, 29.8.2015, S. 63.

Hamann, Ulrike/Karakayali, Serhat (2016): „Practicing Willkommenskultur: Migration and Solidarity in Germany“, in: Intersections. East European Journal of Society and Politics 2 (4), S. 69–86.

Hess, Sabine/Kasparek, Bernd/Kron, Stefanie/Rodatz, Mathias/Schwertl, Maria/Sontowski, Simon (Hg.) (2016): Der lange Sommer der Migration. Grenzregime III, Berlin/Hamburg: Assoziation A.

Hochrangige Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung (2011): Vom Anwerbestopp zur Gewinnung von Fachkräften. Bessere Bildungs- und Erwerbschancen schaffen – Zuwanderung gezielt steuern. Abschlussbericht der Hochrangigen Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung, Berlin, https://www.stiftung-mercator.de/de/publikationen/abschlussbericht-der-hochrangigen-konsensgruppe-fachkraeftebedarf-und-zuwanderung/ vom 11.10.2022.

Huke, Nikolai (2022): „Willkommenskultur“, in: Brigitta Schmidt-Lauber/Manuel Liebig (Hg.), Begriffe der Gegenwart. Ein kulturwissenschaftliches Glossar, Wien: Böhlau, S. 299–304.

Kahane, Anetta (2014): „Willkommenskultur schaffen statt auf die Obrigkeit zu warten“, in: Pro Asyl/Amadeu Antonio Stiftung (Hg), Refugees Welcome: Gemeinsam Willkommenskultur gestalten, Frankfurt a.M./Berlin, S. 12–13, https://www.proasyl.de/material/refugees-welcome/ vom 11.10.2022.

Karakayali, Serhat/Kleist, Olaf (2016): EFA-Studie 2: Strukturen und Motive der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit (EFA) in Deutschland. 2. Forschungsbericht: Ergebnisse einer explorativen Umfrage vom November/Dezember 2015, Berlin: Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM).

Kösemen, Orkan (2012): „Willkommensinfrastrukturen in Kanada: Von der Ankunft bis zur Einbürgerung“, in: Bertelsmann Stiftung (Hg.), Deutschland, öffne dich! Willkommenskultur und Vielfalt in der Mitte der Gesellschaft verankern, Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung, S. 263–295.

Lucke, Bernd (2015): „Flüchtlingskrise – Hilfskultur statt Willkommenskultur“, in: bernd-lucke.de, 15.9.2015, https://bernd-lucke.de/fluechtlingskise-hilfskultur-statt-willkommenskultur/#9 vom 11.10.2022.

Omwenyeke, Sunny (2016): „Refugee: ‚The Emerging Welcome Culture: Solidarity instead of Paternalism‘“, in: The VOICE Refugee Forum Germany, 5.1.2016, http://www.thevoiceforum.org/node/4155 vom 11.10.2022.

Schäfer, Philipp (2022): Etablierte Provisorien. Leipzig und der lange Sommer der Migration, Frankfurt a.M./New York: Campus.

Schwiertz, Helge/Schwenken, Helen (2020): „Mobilizing for Safe Passages and Escape Aid: Challenging the ‚Asylum Paradox‘ between Active and Activist Citizenship, Humanitarianism and Solidarity“, in: Citizenship Studies 24 (4), S. 493–511.

Wigger, Iris/Yendell, Alexander/Herbert, David (2022): „The End of ‚Welcome Culture‘? How the Cologne Assaults Reframed Germany’s Immigration Discourse“, in: European Journal of Communication 37 (1), S. 21–47.

Fußno­ten

  1. 1

    Beauftragter des Berliner Senats für Integration und Migration (2005): Willkommen in Berlin – der Berliner Integrationsbeauftragte Piening stellt ein neues Infopaket für Zuwanderer vor. Pressemitteilung, 3.6.2005, https://www.migrationsrecht.net/nachrichten-wirtschaft-arbeit-und-soziales/willkommen-in-berlin-infopaket-integrationsbeauftragter-gr-piening.html vom 11.10.2022.

  2. 2

    Prominent verband Thilo Sarrazin, damals noch Mitglied in der SPD, in seinem 2010 erschienenen Bestseller Deutschland schafft sich ab Assimilationsfantasien und Nützlichkeitserwägungen mit einer Rhetorik des Nicht-willkommen-Seins.

  3. 3

    Beauftragte der Bundesregierung für Flüchtlinge, Migration und Integration/Bundesagentur für Arbeit (2012): Integrationsbeirat fordert Paradigmenwechsel in der Einwanderungspolitik. Pressemitteilung, 27.4.2012, https://www.presseportal.de/pm/6776/2242550 vom 11.10.2022.

  4. 4

    Analog dazu erging auch der Ruf nach „Willkommensinfrastrukturen“ nach kanadischem Vorbild, also nach der Bereitstellung und Praktizierung notwendiger Dienstleistungen für Zugewanderte „im Sinne einer wertschätzenden Willkommenskultur“ (Kösemen 2012: 265).

  5. 5

    Dies erkannte zum Beispiel auch das Bundesverfassungsgericht und erklärte mit seinem Urteil vom 18. Juli 2012 die seit 1993 nicht angehobenen Leistungssätze für Asylbewerber:innen für verfassungswidrig.

  6. 6

    Pegida (2014): Positionspapier der PEGIDA, https://www.menschen-in-dresden.de/wp-content/uploads/2014/12/pegida-positionspapier.pdf vom 11.10.2022.

  7. 7

    Seit 2015 dokumentieren die Amadeu Antonio Stiftung und Pro Asyl in der Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle gewalttätige Übergriffe auf und Demonstrationen gegen Geflüchtete und ihre Behausungen (www.mut-gegen-rechte-gewalt.de).

  8. 8

    Jahn, Philipp/Maus, Andreas (2015): „Bild Kampagne ‚Wir helfen‘: Flüchtlingshilfe als PR-Instrument?“, in: Monitor, 24.9.2015, https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/bild-kampagne-wir-helfen-100.html vom 11.10.2022.

  9. 9

    Bild-Redaktion (2015): „Darum muss jeder helfen“, in: bild.de, 29.8.2015, https://www.bild.de/news/inland/wir-helfen/darum-muss-jeder-helfen-42369816.bild.html vom 11.10.2022.

  10. 10

    So weist beispielsweise die englischsprachige Wikipedia ‚Willkommenskultur‘ als genuin ‚deutsches Konzept‘ aus, das zur Beschreibung einer gesellschaftlich weit verbreiteten positiven Einstellung gegenüber Migrant:innen diene.

  11. 11

    Siehe u.a. das von den Universitäten in Tübingen, Osnabrück und Kassel sowie vom Bund geförderte Verbundprojekt Willkommenskultur und Demokratie in Deutschland (www.welcome-democracy.de).

  12. 12

    Ohne Autor (2017): „Abschiebekultur statt Willkommenskultur?“, in: Deutschlandfunk Kultur, 18.2.2017, https://www.deutschlandfunkkultur.de/fluechtlingspolitik-abschiebekultur-statt-willkommenskultur-100.html vom 11.10.2022.

  13. 13

    Die Bundesregierung (2015): Sommerpressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel. Mitschrift Pressekonferenz, 31.8.2015, https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/pressekonferenzen/sommerpressekonferenz-von-bundeskanzlerin-merkel-848300 vom 11.10.2022.

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